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Sonntag, 12. Mai 2013

Warum bleiben wir?

Am Ostersonntag rief mich mein Cousin an und sagte ( in strengem Piemonteser Dialekt ):” Ihr sollt nicht getötet werden! Geht sofort weg von dort!“ Ich sagte ihm, dass alles ok sei, obwohl das nicht der Fall war.
Wenn ein Land in einer Situation wie Zentralafrika ist, ist alles möglich…..die Rebellen eroberten ein Dorf nach dem anderen und sie plünderten und zerstörten in der ganzen Umgebung. Wenn es Aufruhr gibt, sind die Ersten, die weglaufen, die Autoritäten und das Militär…eben die, die bis gestern die Schwächsten tyrannisierten, sind jetzt klein und unsichtbar.
Gegangen sind auch die Ärzte, die Krankenschwestern, die Lehrer. Die Städte und Dörfer sind kaputt. Da ist ein unwirkliches Schweigen, alle bereiten sich auf Schlimmeres vor, jedes Geräusch ist verdächtig, ein Motor schreckt dich auf, ein Hund bellt……was könnte das sein? Gerüchte machen die Runde: die Rebellen sind dort, hier, sind unterwegs, sie taten dies und das. Sie suchen Pater Aurelio, sie wollen das Auto. Dann beginnen die Gewehre, das Herz schlägt unkontrollierbar, Bauchschmerzen---es ist, als ob der Körper die Angst übernimmt, während der Verstand versucht, vernünftig zu sein, auch wenn das nicht immer möglich ist.
Und wenn die Lage schlechter wird, wenn man wahrnimmt, dass man einer der wenigen „bekannten Wesen“ ist, dann fragt man sich, warum…..
Weil die Menschen einen Vater brauchen, eine Mutter, eine Schwester. Auch wenn man nicht viel tut, man gibt Hoffnung und Hilfe. Sie wissen, dass man da ist. Und deine Anwesenheit ist das Zeichen für eine andere Anwesenheit!
Man weiß: Wenn man weggeht, könnte alles, wofür man all diese Jahre gearbeitet hat, zerstört werden: Krankenhäuser, Schulen, landwirtschaftliche Genossenschaften, die gemeinnützige Bank.
Du befürchtest, dass keine Kraft und keine Mittel mehr da sein werden, um alles wieder von vorne zu beginnen. Mach dir keine Sorgen um deine Arbeit, aber da sind Jahre der Arbeit von anderen Menschen, Erziehung und Einarbeitung sahst du langsam wachsen, und das alles könnte vollständig zum Stillstand gebracht werden.
Du weißt: ER ist immer an deiner Seite, sogar, wenndas Schiff zu sinken scheint.
Du weißt: Ab und zu sagt ein Mann oder eine Frau: „Danke, dass Sie geblieben sind!“
Oder ein Kind, das zur Schule gehen konnte, sieht dich trotz allem an und lächelt.
Deshalb, trotz deiner Angst, trotz der Bauchschmerzen, der schlaflosen Nächte, verstehst du, dass du etwas Gutes und Wichtiges machst: Du gibst denen Jesu Hand, die sie am meisten nötig haben!
Tapfer? Ein bisschen, obwohl die Angst groß ist. Auch wegen der Anwesenheit von Jemandem, der uns nie verlässt.



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