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Sonntag, 18. August 2013

Ein großes Geschenk!











In diesen Tagen haben wir ein sehr großes Geschenk erhalten: den Besuch des Erzbischofs von Bangui, Dieudonné Nzapalainga. Er ist eine der wenigen Stimmen des Landes, die sich gegen die Ungerechtigkeit und die Gewalt erheben. Er ist der Vorsitzende der Bischofskonferenz und der Caritaspräsident.  Er bringt uns die Solidarität der Kirche und eine große Ermutigung. Er ist gekommen, um die Situation der 2.400 Flüchtlinge in Augenschein zu nehmen, die die Dörfer an der Verbindungsstraße Bozoum-Bossangoa  verlassen haben, um nach Bozoum zu gelangen.
Den Samstag beginnen wir mit einem Treffen mit den Vertretern der acht Dörfer, die ihre Situation und ihre Nöte schildern. Zu allererst: Frieden und Sicherheit. Und dann auch Medizin, Nahrung, Schlafplätze etc. Um zehn Uhr treffen wir uns mit einem der überaus seltenen Beamten, die in der Stadt geblieben sind. Er hat jedoch keine Macht, weil alles in den Händen der Rebellen ist, die tun, was sie wollen, und die sogar die Justiz verwalten.
Um elf gehen wir zu einem Treffen mit dem Konsul des Tschad (viele der Rebellen stammen aus seinem Land). Anschließend treffen wir den Anführer der Rebellen. Wir reden und reden – und das ist schon etwas. Ich erkläre ihnen, warum wir gekommen sind, und sage ihnen, dass sie diese Dörfer in Ruhe lassen sollen und dass sie die Gefangenen freilassen sollen…
Am Nachmittag besuchen wir einige Familien. Fast alle wurden von Verwandten oder Freunden aufgenommen.  Bei einer Familie sind 38 Personen angekommen!
Um 15 Uhr treffen wir die Flüchtlinge. Mehr als 500 sind gekommen!

Sonntag, den 19. August
Wir beginnen mit der Feier der Heiligen Messe, der der Erzbischof vorsteht. Ich hatte befürchtet, dass aufgrund des geänderten Zeitplanes nur wenige Leute kommen würden, aber die Kirche war überfüllt. Der Erzbischof hat uns mit seinem Gebet begleitet und dabei geholfen zu glauben und zu hoffen.
Um neun, sofort nach der Messe, brechen wir auf. Ich fahre mit meinem Auto vorneweg, weil der Erzbischof von gabunesischen Soldaten der FOMAC-Truppe eskortiert wird. Ich befürchte, dass die Leute die Flucht ergreifen, wenn sie die Soldaten sehen…

In Voudou halte ich an. Dort halten die Rebellen gerade ein Treffen ab. Sie laden mich ein, und ich kann es nicht ablehnen. Sie sind dabei ihre Waffen zusammen zu tragen (die alten Flinten, die aus Wasserrohren gemacht sind). Ich versuche die Leute zu beruhigen, auch weil die Rebellen, die so viele Probleme bereitet haben, die Rebellen aus Bossangoa sind, nicht die aus Bozoum.  Nach ca. zehn Minuten trifft der Erzbischof ein, begegnet den Leuten und macht ihnen Mut.
Wir fahren weiter bis Bossa, wo die Rebellen einen Menschen getötet haben (der übrigens behindert war). Die Bewohner des Dorfes haben sich versteckt und kommen erst hervor, als sie verstehen, dass wir es sind. Während wir sprechen, kommen die Rebellen an. Panik bricht aus, und alle fliehen. Wir sagen den Leuten, dass sie ruhig bleiben sollen, und langsam und zögerlich beschließen sie zu bleiben.
In Bodalo , einem leeren Dorf, IST KEINE MENSCHENSEELE. Nur  bei der Rückkehr begegnen wir  vier (!) Personen!
In Kemo sind die Leute da, aber sie sind in Angst und Schrecken. Einige von ihnen wurden gefesselt und verprügelt. Wir überqueren den Fluss, um uns mit den Rebellen zu treffen – mit den schlimmsten von ihnen! Der Anführer  sitzt hingelümmelt auf einem Stuhl. Er spricht nur Arabisch. Sein Stellvertreter  macht den Dolmetscher.  Wir sagen, wir seien gekommen, um die Dörfer zu besuchen, die von ihren gewaltsamen Übergriffen und Massakern betroffen waren. Der Anführer sagt, dass es nicht wahr sei und dass nichts geschehen sei. Ich lasse es ihn zweimal wiederholen.
Als wir ihren „Stützpunkt“ verlassen, sind auf der anderen Seite der Straße die Einwohner des Dorfes. Wir gehen zu ihnen und machen ihnen Mut… 
Dann lassen wir den Bischof nach Bossangoa weiterfahren. Wir kehren nach Bozoum zurück – mit ein bisschen Hoffnung, aber auch mit soviel Traurigkeit. Was wir gesehen haben, ist nur ein winzigkleiner Teil des Schmerzes und des Leids, das dieses Land hier seit fünf Monaten durchmacht.  Und während wir hier sind, legt der selbsternennte Präsident seinen Eid ab. Es sind so viele Zweifel und so viele Fragen!








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